Salam Deutschland - mit Chai' Sabs

Zwischen Social Entrepreneurship und Muslimen in Deutschland - yolla

June 08, 2024 Chai' Sabs Season 1 Episode 71
Zwischen Social Entrepreneurship und Muslimen in Deutschland - yolla
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Salam Deutschland - mit Chai' Sabs
Zwischen Social Entrepreneurship und Muslimen in Deutschland - yolla
Jun 08, 2024 Season 1 Episode 71
Chai' Sabs

Salam Deutschland,

Mohamad El Haj und Omar Halabi präsentieren ihre Vision hinter yolla - dem Online-Supermarkt für türkische, arabische und mediterrane Lebensmittel - und erklären, warum es für Muslime in Deutschland entscheidend ist, aktiv ihre eigene Geschichte mitzugestalten.

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Show Notes Transcript

Salam Deutschland,

Mohamad El Haj und Omar Halabi präsentieren ihre Vision hinter yolla - dem Online-Supermarkt für türkische, arabische und mediterrane Lebensmittel - und erklären, warum es für Muslime in Deutschland entscheidend ist, aktiv ihre eigene Geschichte mitzugestalten.

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SPEAKER_1:

Salam Deutschland, herzlich willkommen zu einer weiteren Folge. Heute sind wir mit zwei sympathischen Brüdern im Gespräch, die dir den Halal-Supermarkt nach Hause bringen. Wie das Ganze funktioniert und was sich dahinter verbirgt, erfahrt ihr in dieser Folge. Deswegen bleib bis zum Ende dran. Ich sage dazu nur YOLLA und SALAM. Bevor wir mit dem Podcast beginnen, wir haben immer eine Einstiegsfrage, diesmal zu zweit, quasi, einmal oder jeweils einmal. Wenn ich euch jetzt einen Tee servieren dürfte, welcher wäre das und warum?

SPEAKER_2:

Kommt drauf an. Eigentlich meistens ein Schwarztee. Und wenn ich krank bin, irgendwann Zitrone.

SPEAKER_1:

Schwarztee mit oder ohne Zucker?

SPEAKER_2:

Kommt auch drauf an, ehrlich gesagt. Meistens mit Zucker.

SPEAKER_1:

Das ist eine richtige Berater-Anfahrt. Kommt drauf an.

SPEAKER_2:

Ja, kommt so auf die Laune an.

SPEAKER_1:

Und bei dir, Omar?

SPEAKER_3:

Ich glaube, wir sind auf einer ähnlichen Welle. Also auf jeden Fall schwarz. Gerne mit Zimt oder mit einem Schuss Zitrone.

SPEAKER_1:

Dann habe ich schon teilweise vorweggenommen. Denn wir haben zwei Gründer, über die wir intensiv sprechen werden, über ein schönes Produkt. Einmal Omar Halabi und Mohamad El Haj. Freut mich sehr, dass ihr da seid. Und ihr sitzt gerade in Berlin, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, ne?

SPEAKER_3:

Genau, genau, genau. Vielen Dank für die Einladung erstmal. Genau, wir sind hier bei uns im Büro.

SPEAKER_1:

Aber ursprünglich seid ihr aus Aachen und seid ihr für die Gründung rüber nach Berlin gegangen oder wie kam das zustande?

SPEAKER_2:

Also ich bin schon ein bisschen länger in Berlin und Omar ist dann für die Gründung im Prinzip nach Berlin gezogen.

SPEAKER_1:

Sehr cool, sehr cool und gegründet habt ihr, wenn ich aus Dürren, keine Aachener?

SPEAKER_3:

Ganz, ganz wichtig.

SPEAKER_1:

Ist das so, wenn jemand sagt, er ist Kölner, aber kommt eigentlich aus Trostorf oder so, ist das oder ist da mehr Beef dahinter mit Dürren und Aachen?

SPEAKER_3:

Ja, außer dass Dürren halt cooler ist, nicht wie Trostorf.

SPEAKER_1:

Das kann die Aachener Community ausmachen, da hab ich keine Aktien drin. Aber ihr habt ja gesagt, ihr seid teilweise umgezogen nach Berlin, davor warst du Mohamad schon dort. Und ihr habt den, und ich hoffe, ich benutze diesmal nicht den falschen Bericht, weil ich hab immer gesagt Lieferdienst, aber er ist kein Lieferdienst, denn ihr habt den ersten 100% online-Supermarkt in Deutschland gegründet mit Yolla. Ist das korrekt?

SPEAKER_2:

Ja, genau, das ist richtig. Ich meine, wenn du Lieferdienst sagst, dann denken die meisten ja an ja Food-Lieferdienste. Wie Lieferando beispielsweise oder Volt oder Uber Eats. Ja, wir sind von vorne rein so reingegangen, dass wir gesagt haben, nein, wir bauen einen online-Supermarkt und liefern am nächsten Tag. Das heißt, du kriegst nicht deine Einkäufe innerhalb von einer halben Stunde oder einer Stunde oder am gleichen Tag, sondern am nächsten Tag, weil es ja darum geht, wirklich deinen Einkauf zu erledigen, den du ja jetzt nicht irgendwie kurzfristig planst.

SPEAKER_1:

Sehr cool. Und das Ganze ist gestartet 2021 oder mit der Corona-Pandemie? Oder hatte das einen Zusammenhang?

SPEAKER_2:

Nee, 2021 hatten wir die Idee so, da haben wir so ein bisschen drüber gesprochen gehabt, aber da hatten wir jetzt noch nichts Handfestes. Und so gestartet mit dem gesamten Konzept sind wir 2022 und online gegangen sind wir Anfang 2023. Also eigentlich kann man so sagen, dass wir so richtig erst seit Anfang 2023 am Start sind.

SPEAKER_1:

Okay, also ein Jahr mehr oder weniger.

SPEAKER_2:

Ja, genau.

SPEAKER_3:

Also es war ein Abenteuer nach Berlin zu ziehen. Es ist viel passiert mit dem Verkauf, dementsprechend. Aber der Handel, es läuft gut, es wird langsam größer, organisch wird es größer. Wir lernen ständig dazu, weil wir auch viel im Austausch sind mit den Leuten, die bei uns bestellen. Uns immer wieder Feedback anhören, was wir besser machen sollten, was an Produkten noch reinkommen sollte, was günstiger sein sollte, dass wir Rabatte machen sollten und so weiter. Dementsprechend, es ist spannend, es bleibt auch spannend.

SPEAKER_1:

Und aus Dürren nach Berlin haben die Supermärkte andere Produkte oder ist überall der türkische Supermarkt gleich?

SPEAKER_3:

Boah, ist eine gute Frage tatsächlich. Ist es nicht überall gleich? Also regional gibt es schon Unterschiede, das fängt ja auch beim Fleisch an. Beim Halalfleisch gerade in Berlin oder NRW, da kommt dann vieles aus Holland oder aus Polen.

SPEAKER_1:

Aus Polen?

SPEAKER_3:

In Polen gibt es viele Schlachtereien, auch gute und zertifizierte. Das ist ein relativ großer Markt dort. Dann hast du natürlich eine riesen Bandbreite an Marken, die es deutschlandweit einfach gibt und die auch sehr, sehr stabil und stark sind, ob jetzt Gazi, Egetürk, Marmara und wie sie alle heißen. Und was in Berlin aber besonders ist, und ich glaube, da war Berlin zuerst, ist, dass es hier viele, viele so, wie nennen das, Nostalgieprodukte gibt. Dann gehst du halt in den Supermarkt und findest importierte Pepsi aus dem Libanon, oder ein Gerinder oder was auch immer und so was halt. Und das ist ganz lustig zu sehen, wie gefragt diese sind.

SPEAKER_1:

Und wie darf ich mir das vorstellen? Ich hole mir jetzt YOLA, ist eine App, lade ich mir runter, ich mache einen Account. Ich will mir für den nächsten Tag, ich weiß nicht, mein türkisches Frühstück, in Anführungszeichen bestellen, bestellt. Also wird geliefert aus verschiedenen Zentralen und ihr habt die Produkte. Oder ist es wirklich aus dem jeweiligen Supermarkt, der vor Ort bei mir auch angeboten wird? Sagen wir, ich wohne jetzt in Köln. Das heißt, der jeweilige Kölner Supermarkt liefert am nächsten Tag zu mir.

SPEAKER_3:

Nee, für dich als Kunden ist es relativ unkompliziert. Wie gesagt, du lädst dir die App runter, du packst dir deine Produkte in den Warenkorb und suchst dir einen Tag aus, an dem du das geliefert haben möchtest. Bis 17 Uhr kannst du noch den nächsten Tag aussuchen und klickst auf Bestellen. Das Ganze kommt zu dir. Bis 50 Euro zahlt man 4,99 Euro Liefergebühr. Die meisten Leute bestellen viel mehr als für 50 Euro. Und hintenrum läuft es im Grunde so, wir sind ein eigener Supermarkt. Das heißt, wir haben hier unser Lager in Berlin. Frische Produkte arbeiten wir mit regionalen und lokalen Gemüsehätern, Metzgereien et cetera zusammen. Das heißt, die lagern wir nicht bei uns, sondern beziehen die erst, wenn auch geliefert wird, damit eben auch nichts weggeworfen wird et cetera. Und das geht dann über Nacht raus an den Kunden, wird entsprechend gekühlt. Also unsere Kühlung hält bis zu 72 Stunden, ist aber de facto nur maximal 24 Stunden unterwegs. Das heißt, du kriegst entsprechend frisch bei dir am nächsten Tag. Und du kriegst es normalerweise irgendwann zwischen 16 und 21 Uhr, kriegst es aber dann auch noch per SMS runtergebrochen auf eine Stunde Lieferzeitfenster, dass du auch wirklich weißt, wann du zu Hause bist und nicht irgendwie von 8 bis 18 Uhr warten und hoffen musst, dass du den Postboten erwischst.

SPEAKER_1:

Du hast da was erwähnt, du meinst es, dass ihr das natürlich auch alles irgendwie zeitnah macht, damit ihr nichts wegschmeißen müsst. Und so ist es ja auch gang und gäbe in der Food-Branche so ein bisschen. Mohamad, ist das ist der Konzept dahinter? Weil ich meine, sind das nur die Halal-Produkte? Oder ich gehe davon aus, ich nehme die Antwort jetzt vorweg. Aber wie wichtig ist es euch, dass das gesamte Business in Anführungszeichen halal ist?

SPEAKER_2:

Super wichtig, also das war von vornherein einer unserer Prinzipien, als wir gestartet sind, weil wir einfach von vornherein gesagt haben, wir wollen nicht nur halal verkaufen, sondern wenn wir halal verkaufen, dann muss auch alles, was dahinter steht, irgendwo auch halal sein. Und mit dieser Einstellung haben wir im Prinzip das Business gebaut. Das heißt, Fleisch und Frischware wird aktuell einfach noch von Supermärkten im Prinzip bezogen, in Anführungsstrichen. Also das sind einfach hier lokale Partnerschaften, die wir hier in Berlin haben und machen das just in time. Und wenn wir eine gewisse Größe erreicht haben, wo wir auch mit der Planung, sage ich mal, ganz akkurat planen können, dann werden wir das auch selber lagern. Aber für den Anfang, ich denke, macht das Sinn, so zu arbeiten. Weil, wie Omar schon erwähnt hat, wir da einfach die lebenswerte Verschwendung so gut es geht reduzieren wollen.

SPEAKER_3:

Ich habe auch gefragt, ob da Konzept hinter steckt. Ich würde sagen, es ist eher Mentalität und Erziehung als Konzept. Das Konzept kommt danach und dann wird es auch entsprechend umgesetzt. Aber wir bewegen uns halt irgendwie in eine Lebensmittelindustrie rein, die an vielen Ecken und Enden nicht unbedingt ethisch oder eben auch halal handelt. Das Thema Food Waste, also Lebensmittelverschwendung oder dass Sachen weggeworfen werden, ist glaube ich eins der größten, ob in Deutschland oder weltweit. Es gibt es an jedem Ende, also ob in der Gastro, wo viel weggeworfen wird oder auch bei Supermärkten, wo diese teilweise wegwerfen müssen und nicht mehr verschenken dürfen. Zum Beispiel ist ja ein Riesenthema. Da gab es vor Jahren mal Diskussionen, ob Leute aus den Mülleimern Sachen nehmen und dann halt für Diebstahl angezeigt werden. Also das ist einfach die Realität, in der wir uns bewegen. Und dann ist halt entsprechend die Verantwortung, die wir selber haben, wenn wir sagen, wir gehen da rein, als die, die wir sind, nämlich Muslime in Deutschland, dass wir da noch entsprechend Lösungen dafür finden, da organisch reinzuwachsen und nicht allzu viel zu verschwenden auf dem Weg.

SPEAKER_1:

Und ich sag mal, ihr habt jetzt eine gewisse Reise hinter euch. Was sind denn, ich mein, Gründung hat ja auch immer Thema Halal, Finanzen, Investment. Manche gehen einfach zur Bank, holen sich ein Kredit. Dieses Thema, jetzt seid ihr noch im Lebensmittelbereich. Da kommt das Thema Halal an sich und saubere Produkte, sprich sauber schon bis von der Erzeugung zur Lieferkette und dann das bei euch ankommt. Musstet ihr irgendwo einen Kompromiss machen vielleicht? Gab es irgendwo einen Knackpunkt, wenn ihr sagt, du musst das machen, sonst kommst du gar nicht weiter, was natürlich auch hoffentlich noch im Rahmen ist. Oder habt ihr vielleicht irgendwie ein, zwei andere Punkte, die ihr sagt, das ist extrem schwer dort als muslimischer Unternehmer, sich durchzusetzen?

SPEAKER_2:

Also ich glaube, die gesamte Reise als Gründer und Gründen an sich und alles, was dazugehört, da machst du ständig Kompromisse. Also ich glaube, das gehört einfach dazu, tagtäglich. Deswegen ist es gerade, glaube ich, für uns beide schwierig, ein Beispiel konkret festzumachen oder irgendwie mehrere größere Beispiele konkret festzumachen. Also tagtäglich, wenn du irgendwie in einem Startup bist, ein Startup gegründet hast, musst du Kompromisse eingehen. Fällt uns da konkret zu?

SPEAKER_3:

An das Grund, es ist ja selten so, dass diese eine große Kompromisse auf einmal ansteht. Weißt du, es ist ja nicht so, dass du heute ein Angebot bekommst, von wegen entweder nimmst du 5 Millionen mit Zinsen oder eben nicht, sondern das ist meistens ja ein Weg dahin, wo du entweder schon am Anfang konsequent bist, oder halt immer wieder dich lockerst und das dann passiert. Deswegen ist es, glaube ich, schwierig zu sagen, dass es da die eine Situation gab, außer jetzt vielleicht ein banales Beispiel, aber ab und zu hast du Termine, die während des Freitagsgebetes fallen. Da musst du halt eine Lösung finden.

SPEAKER_4:

Das wäre jetzt so das Nachliegendste, was mir anfällt.

SPEAKER_2:

Das ist halt wirklich, also es ist einfach eine, also es ist eine gute Frage, aber ich glaube, man kann es gar nicht festmachen an irgendwie sehr größeren Kompromissen.

SPEAKER_3:

Also ich habe tatsächlich vielleicht ein Beispiel, wir gehen ja entsprechend raus und müssen gucken, dass wir Investoren gewinnen. Und dann hast du oft das Phänomen, dass Leute sich selber frisieren, sage ich mal, sich selber so gut darstellen, dass sie jedes Problem der Welt gelöst haben schon. Und das heißt, wenn du bei uns investiert, ist es ein Show-Shot. Und da musst du halt abwägen, will ich transparent sein, weil jeder hat auch seine Probleme, oder will ich eben das Spiel mitspielen? Wenn ich mitspiele, bis zu welchem Punkt spiele ich das Spiel mit? Also wie, wo ist die Grenze, wo ziehe ich die Grenze quasi für mich persönlich? Und was sind die Konsequenzen daraus? Also bin ich transparent und fällt mir das vor die Füße? Oder bin ich transparent und der Investor findet es vielleicht sogar besser, dass ich transparent war und alles? Das sind Sachen halt, die findet man auf der Reise raus.

SPEAKER_1:

Das finde ich einen krassen Punkt, weil selbst, ich sage nicht mal im Start-Up, so ganz normal zwischen Unternehmen oder so, habe ich das Gefühl, das ist so institutionell, sich nicht gegenseitig anzulügen, aber diese Grauzone auszunutzen, so ein bisschen. Dieses ein bisschen mehr Versprechen, als da eigentlich drin ist, jemanden anzulocken etc. Das ist eigentlich dieses, ich weiß nicht, habe ich zumindest das Gefühl, ich will jetzt nicht sagen, dass es ein westliches Phänomen ist, aber so ein bisschen, das gehört halt dazu. Mehr mehr Schein als sein, gibt's ja das Sprichwort, fake it till you make it und wie das alles heißt, das kommt ja von irgendwo her. Das fand ich ganz spannend, weil ich hab das gar nicht auf dem Schirm gehabt. Dieses natürlich willst du irgendwie Mittel dir organisieren, die brauchst du aber, um voranzukommen, aber gleichzeitig erwartet der Gegenüber vielleicht auch ein bisschen mehr als schon da ist. Das heißt, wie schlägst du hier die Brücke?

SPEAKER_3:

Ja genau und du hast gerade Lügen angesprochen, es muss gar nicht wirklich Lügen sein. Jetzt ein einfaches Beispiel, du hast in jedem Pitch deck eine Folie, da geht es um die Mitbewerber und natürlich vergleichst du dich in den Punkten, wo du besser abschneidest als deine Mitbewerber. Alles andere schießt dir ins eigene Bein, dann hast du vielleicht nicht gelogen, aber du hast auch nicht die ganze Wahrheit erzählt, wenn irgendwas, wenn die auch gut machen. Das stellst du halt nicht da. Theoretisch weiß der Investor das aber. Der wird dir auch wissen, die erzählen mir gerade was, um gut auszusehen, weil die wollen mir ja was verkaufen. Das heißt, das ist immer noch so ein schmaler Grat, wo du balancieren kannst und was du für dich auch lösen musst. Aber es ist selten schwarz-weiß.

SPEAKER_1:

Aber es ist ein toller Markt. Ich habe von ein, zwei Mitbewerbern mitbekommen, die sind, wenn wir jetzt zumindest auf die, ich sag mal, Mediterran oder Halal-Food-Branche oder so konzentrieren, die sind insolvent gegangen schon. Manche Webseiten, da gibt es noch Artikel zu, die kann man nicht mehr aufrufen. Wie bewertet ihr das? Ist es sehr, sehr hitzig oder muss man da einfach nur einen langen Atem haben?

SPEAKER_2:

Sowohl als auch, würde ich sagen. Also es ist hitzig. Es war ein sehr gehypter Markt, vor allem auch durch Corona getrieben. Sehr viele Investoren haben sehr, sehr viel Geld in solche Modelle investiert, die dann am Ende auch einfach nicht in Richtung Profitabilität gegangen sind. Es wurde sehr, sehr viel Geld verbrannt auf dem Weg dahin. Und die Player vor uns und auch Player, die aktuell noch auf dem Markt sind, haben einfach sehr viel verbrannte Erde bisher hinterlassen. Von daher ja, es war sehr hitzig. Uns ist jetzt so alles ein bisschen verbrannt. Das ist Punkt eins. Punkt zwei ist, ja, es ist auch einfach ein schwieriges Business. Man braucht einen langen Atem, um auf ein bestimmtes Level zu kommen, um dann aber auch profitabel agieren zu können. Also du kannst irgendwo auf Order-Level profitabel sein, aber das deckt natürlich noch nicht deine gesamten Fixkosten. Da musst du erst mal ein bestimmtes Level erreichen. Und dafür brauchst du einfach einen gewissen langen Atem. Also beides eigentlich.

SPEAKER_1:

Darf ich fragen, wie viele, ich würde schon fast sagen Muslime, aber theoretisch können es ja auch Muslime sein. Ich gehe davon aus, ich track das nicht unbedingt. Aber wie viele Nutzer habt ihr aktuell bei YOLA?

SPEAKER_2:

Also wir haben aktuell so um die 5000 registrierte User. Und ein Bruchteil davon ist natürlich auch unsere Grundschaft. Wir sind aktuell dabei zu schauen, wie wir jeden Download und jeden registrierten Nutzer da auch konvertieren können.

SPEAKER_1:

Und ist das so nur aus eigenem Interesse, ist das so der Trend gewesen, den ihr für euch selber prognostiziert habt? Oder war das so, okay, wir sind auf einer anderen Route aktuell unterwegs. Ich meine, wenn man jetzt an Unternehmen denkt, man macht sich selbstständig und das eigene Geld und man will nicht arbeiten für andere, dann ist natürlich der große Punkt, man möchte schnell irgendwie Gewinn machen. Aber das funktioniert ja in Unternehmen nicht. Du baust ja was auf, was irgendwie mehrere Jahre erst mal braucht. Ja, teilweise auch, um vielleicht profitabel zu sein. Deswegen, einfach nur von eurer aktuellen Einschätzung, der aktuelle Flug, ist der auf der Route, die ihr euch vorgestellt habt? Oder sind da eben die Höhnen und Tiefen doch anders eingeschätzt worden?

SPEAKER_2:

Also ich denke, es kommt immer anders, als man plant. Von daher auf jeden Fall, wir haben einen gewissen Plan gehabt, wir haben gewisse Meisterns und Ziele gehabt und alles anders gekommen. Wir haben auch gewisse Annahmen und Hypothesen gehabt zum Markt, die auch komplett anders gekommen sind.

SPEAKER_3:

Also es ist wohl positiv als auch negativ, beides.

SPEAKER_2:

Genau, genau. Das heißt, du musst da auch sehr flexibel sein. Und das schließt so ein bisschen den Kreis auch zu dem, was ich vorhin gesagt habe, mit den Kompromissen. Und was so Trends angeht, ich meine, dieser gesamte Liefer-Trend hat irgendwo so ein Licht auf unseren Markt geworfen. So sind wir im Prinzip auch darauf gekommen, hey warte mal, es gibt jetzt diese ganzen Dienstleistungen, aber wir als Community werden nicht bedient. Aber bei der gesamten Recherche und beim Aufbau des Businesses ist uns eigentlich relativ schnell aufgefallen, dass es in unserem Markt nicht um einen Trend geht, sondern es geht darum, überhaupt erst mal diesen Zugang zu diesen Lebensmitteln zu schaffen. Und ich meine, hier in Berlin hast du den Zugang, in anderen großen Städten, in Deutschland natürlich auch. Aber wenn du außerhalb dieser Großstädte bist, dann wird der Zugang zu Halal-Lebensmitteln immer schwieriger. Und daher haben wir eigentlich festgestellt, dass es da nicht mehr um einen Trend geht, sondern irgendwo um einen wirklichen Bedarf, der existiert in unserer Community. Und das macht es natürlich dann auch umso schöner, dann auch so ein Business aufzubauen. Dass man da nicht einfach nur irgendeinem Trend hinterher rennt und versucht, irgendwie das schnelle Geld zu machen, sondern ein nachhaltiges Business versucht aufzubauen, was auch ein wirkliches Problem löst.

SPEAKER_1:

Also darauf wollte ich so ein bisschen hinaus, weil ich würde jetzt nicht sagen, dass es vielleicht attraktivere oder lukrativere Märkte gibt, kenne ich mich nicht aus. Aber ich würde behaupten, ein Grund, warum ihr gerade in diesen Markt dann eingestiegen seid und diese höheren Tiefen dann auch mitmacht und inshallah auch weiter machen werdet, ist, weil ihr wahrscheinlich noch über das Finanzielle eine ideelle Motivation habt, so ein bisschen. Ihr habt es so angesprochen, die Community, ich meine, Muslime in Deutschland sind mehr denn je. Aber irgendwie, ich vergleiche es mal so gerne, im Supermarkt gibt es diese veganen Produkte plötzlich. Die sind irgendwann mal von der Seite gekommen und dann gab es sie einfach. Und jeder benutzt sie und alles ist cool. Und ich habe mich damals schon gefragt, hey, warum die veganen gibt es erst seit neuestem, wer weiß wie viele sie davon gibt. Muslime gibt es seit Jahrzehnten. Das ist doch ein Markt, warum wird der nicht abgedeckt? Was passiert da eigentlich? Was ist für euch so ein bisschen die persönliche Motivation, das Ganze oder auch den langen Atem gerade für dieses Projekt zu haben?

SPEAKER_3:

Ich glaube, da kann man eine lange Antwort geben und eine kurze Antwort. Ich glaube, die kurze, knappe Antwort wäre einfach zu sagen, wir wollen einfach, und wir sind nicht die Einzigen, da gibt es im Moment sehr, sehr viele, aber wir wollen zeigen, dass aus der Community was Großes entstehen kann und dass wir es eben auch einfach genauso gut können wie alle anderen, wenn nicht sogar besser in manchen Hinsichten. Die lange Antwort, und da hast du einen wichtigen Punkt angesprochen, ist ja, dass wir, wenn wir hier aufgewachsen sind und auch die Leute, die jetzt vielleicht noch nicht so lange da sind, die in den letzten zehn, zwölf Jahren oder noch kürzer hergekommen sind, vieles in Deutschland passiert quasi an uns vorbei. Also genauso, wie wir uns im Supermarkt nicht wiederfinden, vielleicht vereinzelt mal hier in Kaufland und da in Rewe, da wird es es schon geben, aber im Großen und Ganzen nicht, finden wir uns auch nicht wieder, wenn irgendwie im Wahlkampf Themen besprochen werden, wir finden uns auch nicht wieder, wenn große Firmen Werbung machen, Marketing machen. Auch das passiert jetzt erst seit neuestem. Und das ist ja, wenn du damit aufwächst, dann denkst du halt selber, okay, dann machen wir es halt auch wie wir wollen und machen es halt für unsere Leute. Und das wird dann schon ein Teil des Großen Ganzen sein, warum wir das machen. Also wir denken uns halt, es wird diese Produkte geben, früher oder später, ob im Online-Supermarkt oder auch irgendwas anderes für die Halal-Community. Und wenn das jemand machen sollte, dann müssen wir das machen. Dann gibt es vielleicht noch den Punkt, und das ist ein Aspekt, der ist jetzt mit der Zeit immer größer geworden. Das war vielleicht gar nicht so sehr die Anfangsmotivation, ist, dass wenn wir uns den Markt angucken, die Halal-Supermärkte in Deutschland und die Brands dahinter und alles, dass wir einfach den Eindruck bekommen, dass es auf die nächste Stufe gebracht werden muss, und dass da eine Digitalisierung, ein deutschlandweites Produkt passieren muss etc. Das ist an unserer Generation das zu machen. Also wenn du den Markt anguckst, evolutionär, hat es angefangen, dass wahrscheinlich die ersten Gastarbeiter und die ersten Flüchtlinge in den 80ern, die haben halt Produkte selber gemacht und dann aus dem Auto heraus verkauft. Da sind dann Marken daraus entstanden, dann gibt es mittlerweile Zeit. Also wir haben als Kinder vielleicht selber auch teilweise, was heißt vielleicht? Wir haben auch selber teilweise Lebensmittel herstellen müssen zu Hause, ob Zuharit oder auch sonst im Jahr Käse, was auch immer. Wir haben die, die den Luxus hatten, in die Heimat zu fliegen, die haben dann ganze Taschen voller Essen mitgebracht. Und jetzt hast du eben Supermärkte und du hast große Unternehmen, aber die halt auch regional sind. Es gibt keinen deutschlandweiten Halal-Supermarkt. Und man kann es aber machen. Also es gibt beispielsweise für die russische Community, gibt es den Mix-Markt. Die haben über dreieinhalb Jahren in Deutschland und noch mehr in Europa. Und wenn die das können, kriegen wir das theoretisch auch hin. Aber das ist halt jetzt die nächste Stufe auf, die unsere Generation das Ganze bringen müsste. Das ist auch ein riesen Grund, warum wir noch so energisch dran sind.

SPEAKER_1:

Kurze Frage einfach nur von eurer Perspektive. Warum waren wir vorher noch nicht dran? Ich meine, ihr habt jetzt vielleicht irgendwie durch Corona, durch andere Umstände irgendwie entschieden, okay, dann sind wir halt die Player, die irgendwie mitmischen. Aber wie du gesagt hast, das ist mehrere Jahrzehnte jetzt, von denen wir sprechen, den Mix-Markt, den gibt es auch bei mir um die Ecke. Interessanterweise, dass du den erwähnt hast. Wieso gab es dort vielleicht eine Ehre-Initiative? Ich probiere es mal so, weil ich würde nicht behaupten, dass wir aus irgendeinem Grund zurückgehalten worden sind. Oder vielleicht ist das auch die falsche These. Warum haben Muslime jetzt einfach mal in den Raum gestellt, nicht vorher schon mitgespielt?

SPEAKER_2:

Das ist eine gute Frage. Ich glaube, da gibt es gar keine so genaue konkrete Antwort darauf. Das sind verschiedene Aspekte. Einmal ist es irgendwo auch so eine Generationenfrage, eine Marktevolutionsfrage. Das heißt, so in der Theorie wären jetzt, sage ich mal, die Söhne und Töchter der Vorgenerationen, die die Supermärkte aufgebaut haben, an der Reihe auch diese Supermärkte weiterzuentwickeln. Daraus beispielsweise regionale Ketten, nationale Ketten zu machen. Wenn du das ganze Marktevolutionär anschaust. Dann hast du aber auch wahrscheinlich irgendwo diesen Generationenkonflikt, dass die ältere Generation vielleicht nicht loslassen will. Die haben eine gewisse Art Vorstellungen von dem, wie sie ihr Business weiterführen wollen. Und geben das auch eins zu eins an die nächste Generation weiter, die dann vielleicht nicht so innovativ denkt und das einfach nur weiterführt. Das ist so ein Punkt, denke ich. Der andere ist wahrscheinlich auch, dass der Kapitalzugang nicht so unbedingt da ist für die Community, um so was Massives aufzubauen. Vielleicht auch einfach gar nicht das Know-how und die Expertise so was auf die Beine zu stellen. Das heißt, es sind einfach verschiedene Punkte, die da zusammenkommen, die dann dazu führen, dass man vielleicht stehen bleibt, in Anführungsstrichen. Ist ja eigentlich auch nicht passiert, weil du hast ja lokale Ketten, du hast eine gewisse Weiterentwicklung, die passiert ist und so weiter. Aber die passiert dann einfach ein bisschen langsamer innerhalb der Community im Vergleich zu anderen Communities. Und das ist so ein bisschen schade, weil ich mein, wir sind das größte Segment in Deutschland und in Europa. Wir sind der am schnellsten wachsende Markt in Europa. Wir haben auch eine riesen Food Adoption. Das heißt, unser Essen, obwohl es jetzt der Balkan ist, Arabisch, Türkisch etc., das wird ja immer beliebter im Mainstream-Markt. Du findest immer mehr Produkte auch in Discountern und bei anderen Playern. Das heißt, eigentlich muss da jetzt, sag ich mal, eine große Weiterentwicklung stattfinden. Und dann haben wir gesagt, okay, das kann eigentlich nur aus unserer Generation her passieren.

SPEAKER_1:

Ist das auch so eine Aufforderung vielleicht von euch? Ihr könnt ja auch nur irgendwo einen Teil abdecken. Und das deckt bei weitem nicht ab, was der Markt, wie du sagst, unser Markt, das ist der muslimische Markt, der Halalmarkt, wie auch immer man den dann benennen möchte. Ist das so eine Aufforderung, dass ihr eigentlich vielleicht auch an die Zuhörer oder allgemein mit eurer Arbeit auch sagt, da muss noch viel mehr gemacht werden? Oder vielleicht weitergeführt die Frage, wie viele, ich sag mal, in der Konkurrenz oder allgemein muslimische Mitstreiter seht ihr aktuell aus Unternehmersicht? Weil ich bin ehrlich mit euch, die aktuell trennen, also die Unternehmer in Anführungszeichen, die gerade trenden so ein bisschen in der muslimischen Szene, meiner Meinung nach, traurigerweise. Das sind ganz viele Coaches, die produzieren aber nichts. Das ist nichts. Das ist auch noch nicht mal, würde ich behaupten, irgendwie Expertise von 40 Jahren Marktwissen und Co., das weiterverbreitet wird. Nicht unbedingt, um da ein Bashing draus zu machen. Aber ich sehe, bis auf so ein paar kleinere, ich sag mal, Nischenprodukte hier und dort, nicht viel. Wie ist gerade eure Sicht so auf die Dinge?

SPEAKER_3:

Du sagst jetzt Coaches und andere hätte gesagt Chichavas. Vor zwei Jahren hätte vielleicht jemand gesagt, Corona-Testzentren sind so das Ding. Zumindest siehst du aber die Tendenz, dass Leute Energie haben, dass Leute was umsetzen wollen und auch können. Weil teilweise ist es ja sehr erfolgreich.

SPEAKER_2:

Ich glaube auch, dass Unternehmertum einfach in unserer Community sehr beliebt ist und jeder will sich irgendwo in einer gewissen Art und Weise auch ausprobieren. Und da auch was auf die Beine stellen.

SPEAKER_3:

Genau. Ich glaube aber, wenn es eine Forderung geben würde, wobei ich jetzt nichts fordern würde von irgendwem, aber ich glaube, wenn, dann wäre es quasi die Bitte, dann doch etwas aufzubauen, was nachhaltig ist und was Substanz hat und was auch ein bisschen was an Wert hat und mehr an Wert, als zu reproduzieren oder einen Service aufzubauen, der vielleicht nicht gefragt ist oder was auch immer, sondern tatsächlich die Bedürfnisse abzudecken, die die Community gerade hat. Und das kann ja auch ein Luxusbedürfnis sein. Das muss ja nicht unbedingt das Fleisch sein, was du jeden Tag essen möchtest, sondern das kann ja auch etwas sein, was du dir einmal im Monat gönnst oder was auch immer. Aber das wäre tatsächlich die Bitte, dass man das so ein bisschen mit Substanz angeht, das Ganze, und sich nicht nur selbstständig macht, um sich selbstständig zu machen.

SPEAKER_2:

Genau, und ich glaube auch vielleicht noch, wenn ich was hinzufügen darf, ist man sollte sich auch vielleicht trauen, auch was Innovatives aufzubauen und nicht einfach nur etwas zu kopieren, was ein Shoreshot ist. Also ich meine, wir haben jetzt auch das Rad nicht neu erfunden mit unserem Business, aber es ist zumindest, wir versuchen, es ist halt risikoreich, sag ich mal. Und wir versuchen da so ein gewisses neues Level reinzubringen, mit der deutschlandweiten Lieferung und mit einer besseren Qualität an Produkten etc. etc. Das heißt einfach so ein bisschen mehr vielleicht Innovation, ein bisschen mehr riskieren, ein bisschen mehr was Neues probieren und auch irgendwo versuchen, wirklich ein Problem zu lösen, was in der Community herrscht. Statt jetzt einfach, keine Ahnung, das nächste Business zu machen, was auch alle anderen machen.

SPEAKER_1:

Und ich meine, ihr habt ja eben auch erwähnt gehabt, dass ihr so gesellschaftlich, man ist irgendwie nicht vertreten, es ist ein Statement, dass es in Schalheim erfolgreich ist, Produkt aus der Community für die Community entstanden. Bevor wir vielleicht da und auch ein bisschen politisch vielleicht in die Richtung gehen, ich kriege immer wieder das Klischee mit. Ich selber jetzt nicht, aber ich kriege so ein bisschen links und rechts mit, dass wenn jemand dann versucht, was zu machen, so ein bisschen Missgunst aus der Community mit dabei ist. Ich weiß nicht, ob das irgendwie resultierend ist aus Minderwertigkeitskomplexen oder anderen Themen, weiß ich nicht. Ohne da vielleicht jetzt auch Wunden aufzumachen bei euch, wenn da welche sein sollten. Wie habt ihr das erfahren oder sagt ihr, das ist einfach nur so ein etwas, was überall irgendwie vorhanden ist und das wird einfach nur ab und zu mal gestreut und der eine erfährt, der andere vielleicht nicht. Aber das ist so ein Drama-Thema, was ich mal erfragen wollte.

SPEAKER_2:

Aber ich gebe mal die Frage zurück an dich. Ist das eher so ein Community-Problem in Anführungsstrichen oder eher, sag ich mal, ein Deutschland- oder deutsches Problem?

SPEAKER_1:

Das ist sehr, sehr gut. Das ist eine sehr gute Frage. Ich würde dir ja eher so, ich kenn's, wenn ich das jetzt allgemein beantworten darf, ist halt eine allgemeine Neidkultur in Deutschland. Also und ich glaube, das färbt halt auch auf Muslimen oder die Community ab, ne?

SPEAKER_2:

Ja, also ich glaube ja schon eine gewisse, sag ich mal, ich weiß ja. Omar hat ja gerade Mekakultur gesagt, ich glaub, so kann man das schon bezeichnen in Deutschland. Das gehört, glaube ich, einfach dazu, damit muss man umgehen können. Das ist halt jetzt nicht wie in den USA oder in anderen Ländern, wo Unternehmertum, sag ich mal, ja hoch gelobt wird und auch unterstützt wird und es auch kein Problem ist, wenn man irgendwie failt und nicht schafft, sondern dann schafft man es halt nicht und dann on to the next one. Ja, dann macht man halt einfach das nächste Ding und versucht sich dann da weiter. Das ist in Deutschland noch nicht so angekommen, dieses, ich nenne es jetzt mal Mindset, obwohl das Wort Mindset auch sehr inflationär benutzt wird. Aber genau, also diese Art zu denken, ist, glaube ich, noch nicht so ganz angekommen. Wobei ich schon eher sagen würde, dass innerhalb von unserer Community, im Vergleich zu anderen Communities, Unternehmertum schon eher gesehen wird im Vergleich zu anderen Communities. Also es wird schon eher supported, sage ich mal. Und das finde ich eigentlich ganz gut.

SPEAKER_3:

Ich glaube, das kann man ja vielleicht auch einfach mal direkt an Beispielen festmachen. Du hast ja vor ein paar Folgen den Enes Schäcker zugesucht. Und da hatte ich schon den Eindruck, dass die Leute sagen. Krass, der hat es gerissen und man kann es machen und geil und noch einer von uns. Und das ist ein riesen Ding geworden. Auf der anderen Seite sehe ich oft, und das ist vielleicht auch ein Social-Media-Phänomen, dass dann bei den entsprechenden Leuten bei kleinen Fehlern oder vielleicht auch großen Fehlern viel, viel strenger drauf geblickt wird und du das Gefühl bekommst, da haben viele auch auf den Fehler gewartet, um drauf zu rechnen. Und das ist wahrscheinlich ein Social-Media-Device, bei TikTok passiert das jedem, nicht nur innerhalb der Community, glaube aber, das wäre cool, wenn man da so ein bisschen Fairness reinkriegen würde und den Leuten diese Zugeständnis auch machen kann, weil das sind teilweise Standards, die kaum jemand erfüllen kann, die da an die Leute angesetzt werden. Und da muss man den Leuten auch Raum für Fehler geben und auch Raum für Misserfolg geben. Wie der Mohamad gesagt hat, gerade in den USA ist es so, dass wenn du drei, vier Start-ups hintereinander in den Sand gesetzt hast, aber die richtigen Lehren rausgezogen hast, dass die Leute da eher sagen, ja gut, weiter so. Dann klappt das nächste bestimmt, während das dann hier so ist, ja okay, warum soll ich noch was mit dem machen oder probieren? Der hat das schon viel mal verhauen.

SPEAKER_2:

Ja, da denkt man eher in Richtung, entweder du gewinnst oder du lernst. Das fehlt hier noch so ein bisschen. Aber ich glaube, die Entwicklung ist ganz gut. Es gibt immer mehr Vorbilder, Businessvorbilder aus der Community, die sich da auch präsentieren, die versuchen, ihr Wissen zu teilen, wo es auch wirklich guten Content gibt. Das ist gut. Wir brauchen immer mehr Businessvorbilder für die Jugend und innerhalb der Community.

SPEAKER_1:

Ich glaube, das ist ein gutes Stichwort. Du hast das Thema eben erwähnt. Man hat vielleicht irgendwo nicht die Erfahrung. Man hat vielleicht aber auch nicht die Leute, an die man glaubt und hat die ganzen andere Bilder irgendwie im Kopf. Dadurch vermischt sich dann auch und dann entsteht so ein Zombie-Konstrukt. Vielleicht wie ein sinnloses Coaching. Nein, ich mache nur Spaß. Aber grüße an alle Coaches.

SPEAKER_2:

Hast du es auf dir abgesehen?

SPEAKER_1:

Ja, ich habe in letzter Zeit einen kleinen Tick. Aber es ist ein anderes Thema.

SPEAKER_3:

Ich sag, bist du nicht im 5AM Club?

SPEAKER_1:

Ich bin froh, wenn ich in der Sommerzeit zum Fajr aufstehe. Das reicht für mich schon.

SPEAKER_2:

Es ist schon wichtig, jemanden zu haben, zu dem man einfach aufschauen kann. Leute, von denen man lernen kann. Wie man vielleicht so ein bisschen hochzieht. Das ist schon sehr wichtig.

SPEAKER_1:

Vor allem auch in der heutigen Zeit, damit man das hat. Das ist wichtig, ich will überhaupt nicht kleinreden. Wir hatten das in einer Folge, ich kann mich gerade nicht erinnern, mit wem, aber auch dieses, man muss es halt schaffen. Das tut man auf beste Art und Weise, wenn man jemanden mit Fleisch und Blut vor sich hat, irgendwie Brücken zu schaffen. Diese Werte, die wir jetzt vielleicht auch als Muslime mitnehmen. Es gibt immer nicht das Beispiel, du kennst alle Spieler der marokkanischen Nationalmannschaft, aber kennst nicht mal zehn Sahabas. Das ist immer so ein Vorwurf oder so, der vielleicht Jugendlichen irgendwie gegeben wird, links und rechts. Was sollen die auch machen? Die marokkanische Nationalmannschaft ist irgendwie tagtäglich denen vor Augen. Das ist präsent. Und wenn wir von Sahaba und Gefährten vielleicht sprechen, dann brauchen wir vielleicht mehr Leute, die diese Werte leben vor Augen, dann haben sie die auch präsenter vor Augen. Weil der Mensch viel eher dann damit umgehen kann und das dann auch damit verbindet. Deswegen vielleicht die Frage auch für euch. Ich sage mal, in diesem ganzen Kosmos, der nicht rosarot irgendwie auch von euch jetzt dargestellt wurde, natürlich macht ihr das irgendwo. Ich sage Halal-Supermarkt, Online-Halal-Supermarkt. Das heißt, Islam spielt da schon, ist da mittendrin. Es ist nicht so, als würdet ihr die Produkte einfach nur kaufen, weil der Markt da viel groß ist. Aber inwiefern jetzt auf einer persönlichen Ebene, gerade vor allem vielleicht wenn es nicht läuft, spielt die Religion eine besondere Rolle für euch? Entweder damit umgehen zu können oder was auch immer es euch dann gibt in dem Moment.

SPEAKER_3:

Ich meine, zum einen ist es ja im Alltag verortet. Ob wir, wie gesagt, keine Termine am Freitagmittag machen oder was auch immer, das ist ja irgendwo Teil des Ganzen. Das heißt, es ist definitiv immer mit dabei, ob wir wollen oder nicht, das spielt halt mit. Inwiefern hilft das aber bei Rückschlägen, bei Fortschritten? Da würde ich sagen, das sind die einfachen Lehren der Religion, die uns da helfen auf jeden Fall. Dass du bei Rückschlägen eben auch vertraust, dass es jetzt seine Richtigkeit hat und dass das eben der Plan ist, der für dich geschrieben ist und du einfach halt weitermachen musst. Also wo willst du sonst ansetzen als eben auch einfach weiterzumachen und nach bestem Wissen und Gewissen deine Entscheidung zu treffen. Genauso bei Fortschritten, dass du eben auch ein bisschen mit Demut damit umgehst und dann sagst, okay, das war ich jetzt nicht ganz alleine, sondern das war eben auch ein Teil des Tawakul und ein Teil des Plans, der für mich vorbestimmt ist.

SPEAKER_2:

Ja, ich hätte auch gesagt, eigentlich Etiquel ist glaube ich so, oder Tawakul ist glaube ich ein großes Thema bei uns gewesen. Wir haben immer versucht, so gut es geht, alles irgendwie zu planen. Du machst ja einen Finanzplan, du machst einen Businessplan, du machst einen Pitch Deck und du machst, und du gehst raus und du gehst an Investoren und Pitchs und Pitchs und Pitchs und du versuchst dein Business aufzubauen und so weiter und so fort. Und du gibst wirklich alles. Also die letzten paar Prozente sind halt einfach Tawakul. Und da musst du dich einfach darauf verlassen, dass dein Plan irgendwie aufgeht und dass dein Unternehmen wächst und das angenommen wird von der Community und so weiter und so fort. Das heißt, ich glaube, das war jetzt rückblickend das größte Thema bei uns. Und natürlich auch der Umgang mit Niederschlägen, die man hin und wieder einfach mal hat oder einfach auch mit Demotivationen. Das hat man ja auch manchmal, bisher jetzt nicht jeden Tag irgendwie 150 Prozent motiviert. Und komm, ich stehe vier Uhr morgens auf und laufe erst mal 20 Kilometer und lese dann drei Bücher und bau dann irgendwie drei Unternehmen am Tag auf. Sondern du hast mit Höhen und Tiefen zu kämpfen. Und ich glaube, da einfach den Islam als Grundlage zu haben und alles, was dazugehört, sage ich mal, im täglichen Leben und im Alltag ist, glaube ich, eine ganz gute Basis.

SPEAKER_3:

Und dann vielleicht auch ein Punkt ist, dass die Spiritualität uns auch hilft, einfach zu entkoppeln. Was ja gerade unter Gründern und in Start-ups hast du oft das Phänomen, dass gerade das Thema deines Lebens ist und es wirklich die ganze Zeit darum geht. Und wir haben das selber ja auch. Also wir arbeiten zum einen sehr viel und es ist auch oft so, dass du uns das begleitet, weil es ist eben auch unser Baby. Und wenn wir irgendwo sind mit Freunden, dann fragen uns halt alle nach unserer Firma. Während ich jetzt andere nicht unbedingt fragen würde, wie läuft es denn bei der Post, wo du gerade arbeitest. Weil es ist so, nicht weil es uninteressanter ist oder was auch immer, aber es ist eben nicht so präsent in deren Leben, wie es bei uns ist. Und da ist es immer gut, wenn man eben dann auch Dinge hat, die viel, viel, viel wichtiger sind als die Arbeit in Anführungsstrichen. Und dass du Probleme vielleicht anders behandelt und nicht unbedingt mit nach Hause nimmst, weil auch zu Hause hast du eben Wichtigeres zu tun. Und jetzt kommt ja zum Beispiel auch Ramadan, Ramadan ist Hochsaison natürlich. Und auch da müssen wir uns eben darauf besinnen, ja wir arbeiten viel, aber es gibt auch Wichtigeres. Und wir haben auch andere To-do's über den Tag verteilt, die wir einhalten müssen und auf die wir uns mehr freuen, als auf einen guten Geschäftsabschluss oder was auch immer.

SPEAKER_1:

Was ist denn dann in dem Kontext für euch ein erfolgreiches Business?

SPEAKER_3:

Ja, also auch da ganz trocken. Wir würden jetzt lügen, wenn wir nicht sagen würden, die Zahlen müssen stimmen. Also es muss wachsen, es muss guten Anklang finden, es muss ein Produkt sein, was die Leute überzeugt. Noch cooler ist, wenn die Leute anderen davon erzählen und die Leute dann, also neue Kunden dann so zu uns kommen. Das sind die klassischen KPIs, die wir erreichen wollen und erreichen müssen. Das macht es erstmal auf dem Papier erfolgreich. Noch erfolgreicher wird es dann halt, wenn du die Better Card darin spürst. Sprich, wenn du Leute vielleicht triffst, die man bei dir bestellt haben, die dir davon erzählt haben, dass du ein Problem gelöst hast. Oder du mit Leuten, wir telefonieren auch viele unserer Kunden ab und dann kriegen wir persönliches Feedback. Und wenn das eben gut ausfällt, dann fällt den Stein vom Herzen und du merkst, ok, ich tu grad was Gutes für die Leute. Hab vielleicht damit auch Geld verdient, aber es ist erstmal auch eine Hilfe, die ich denen geleistet habe. Und das ist dann dementsprechend erfolgreiches Business. Noch erfolgreicher und noch schöner wird es dann, wenn du geschafft hast, das mit einem Kreis an Freunden, Brüdern, Geschwistern aufzubauen. Und das eben auch funktioniert.

SPEAKER_2:

Nee, ich glaube, Omar hat alles gesagt. Also du kannst glaube ich, also erstmal, wenn du es wirtschaftlich betrachtest, natürlich ein erfolgreiches Business, eins, was nachhaltig und langfristig profitabel ist und auch auf eigenen Beinen stehen kann, ohne dass ständig Geld nochmal neu reingepumpt werden muss. Genau, einfach ein Unternehmen, was gut wächst, gut Umsatz macht und profitabel ist. Und vielleicht auf der persönlichen Ebene, glaube ich, ist es erfolgreich, wenn man etwas aufgebaut hat, was irgendwo ein wirkliches Problem löst. Ja, und das deswegen auch gut angenommen wird, ohne dass du ständig extrem viel Marketinggeld reinpumpen musst. Ich denke, also wir sind der Meinung, dass einfach, wenn du ein Business baust, was ein wirkliches Problem löst, dann musst du dir nicht ständig Kunden einkaufen mit Marketing, sondern er spricht sich einfach rum und wird von alleine im Prinzip angekurbelt. Genau, ich würde sagen, das sind so die zwei Komponenten. Und rückblickend glaube ich, muss man einfach irgendwo auch zufrieden und glücklich sein mit dem, was man auf die Beine gestellt hat.

SPEAKER_1:

Ich schaue auf die Uhr, wir haben so ein bisschen die ideale Zeit des Podcasts so ein bisschen erreicht. Deswegen würde ich euch nochmal die Möglichkeit geben zum Abschluss, die Zuhörer und hoffentlich zukünftigen YOLA-Nutzer holt euch die App, wenn ihr bis hierhin zugehört habt, dann habt ihr auf jeden Fall Interesse gezeigt, deswegen holt euch die App. Habt ihr noch abschließende Worte? Allgemein vielleicht oder auch konkret zu YOLA?

SPEAKER_3:

Lass uns erstmal die Werbetrommel rühren. YOLA stand jetzt in 55 Städten in Deutschland verfügbar. Das heißt, wenn ihr die App runterladet, könnt ihr in diese Städte bestellen. Das sind eigentlich alle Ballungszentren in Deutschland. Wir werden demnächst mit dem Webshop live gehen. Ab da kannst du Deutschland weit bestellen, also in jedes Dorf, an jeder Haustür. Die Timeline hoffentlich Ende Februar. Ich weiß nicht, ob wir mit dem Podcast schneller sind. Abschließende Worte, wenn ich gerne was mitgeben würde an Zuhörer und eventuelle YOLA-Kunden oder auch nicht, warum du etwas tust, immer groß genug sein musst, dass du auch Bock hast, durchzuziehen. Weil wie Mohamad eben gesagt hat, du bist nicht immer gut gelaunt und du hast auch nicht immer Lust auf deine Arbeit. Und manchmal denkst du dir auch, das bringt gar nichts, ich sollte lieber was anderes machen. Wenn aber dein Warum groß genug ist, dann wirst du auch an den Tagen was machen. Und dann wahrscheinlich die nächste Regel, und das ist aber eher seine Regel als meine, ist halt, dass Disziplin immer noch A und O ist. Also selbst wenn du schlecht gelaunt bist, dann komm halt um 8 Uhr und mach einfach. Hack deine Tudus ab und bla. Also Disziplin schlägt immer Talent und schlägt auch oft die Motivation, weil Motivation ist sehr, sehr wackelig manchmal.

SPEAKER_2:

Ich glaube, das sind schöne, abschließende Worte. Ich hab da gar nichts mehr hinzuzufügen.

SPEAKER_4:

Aber wir sind jetzt gar nicht mehr pricke geworden.

SPEAKER_1:

Stimmt, aber ich würde trotzdem die Zuhörer auffordern, nehmt euer Handy in die Hand, in App Store, Play Store, YOLLA eingeben, wie YOLLA nur mit O am Anfang. Y-O-L-L-A seht ihr auch schon am Titel der Podcast-Folge. Checkt die App auf jeden Fall ab. Und ich bedanke mich herzlich bei Omar und Mohamad für das schöne Gespräch.

SPEAKER_3:

Danke dir.

SPEAKER_2:

Danke dir wirklich, hat sehr viel Spaß gemacht.

SPEAKER_3:

Super.